Mit großen Schritten in Richtung Premiere

Karl-May-Spiele stellten erste Szenen aus "Der Ölprinz" vor

Bad Segeberg. Schon nach wenigen Augenblicken gibt es den ersten Knalleffekt: Ein Ölbohrturm explodiert nach dem Einschlag einer heulenden Schnur-Rakete in einer Feuerwolke. Kurz darauf stürzt ein Arbeiter hilflos eine Wasserrutsche hinab in den Ölsee, eine Hütte wird gesprengt und ein Mann wird vom Bohrturm geschossen und kracht durch das Dach einer Blockhütte. Der Wilde Westen am Kalkberg ist wieder lebendig: in „Der Ölprinz“ vom 25. Juni bis zum 4. September 2022.

Vor über 80 Medienvertretern wurden erste Szenen aus dem neuen Abenteuer gezeigt. Bevor das Ensemble der Karl-May-Spiele anfing, seine in knapp vier Wochen Probenzeit einstudierten Szenen zu zeigen, musste Regisseur Ulrich Wiggers die Vorfreude etwas dämpfen: „Winnetou“ Alexander Klaws habe sich am Morgen leider kurzfristig krankmelden müssen. Immerhin: „Es ist kein Corona. Der Test war negativ.“ Aber in Anbetracht der nahenden Premiere sollte sich der Hauptdarsteller lieber schonen. Das Team hatte daraufhin im Eilverfahren die Winnetou-Szenen gegen andere Momente aus dem Stück ausgetauscht.

Nach zwei spielfreien Sommern soll der Wilde Westen am Kalkberg jetzt wieder so auf die Bühne gebracht werden, wie ihn die Fans kennen und lieben. Nach dem explosiven Beginn zeigte sich, mit welch tödlicher Eleganz Sascha Hehn als Ölprinz herrscht: Weder wehrlose Ölarbeiter sind vor ihm sicher noch sein Gangster-Bruder Buttler (Joshy Peters), den er eiskalt zu Boden zwingt und demütigt.

Zu den größten Schauwerten der Vorführung gehörte der deutsche Treck, dem neben etlichen Siedlern auch viele Kleintiere angehören: Eine elfköpfige Gänseschar watschelt durch den Sand, zwei Schafe, drei Ziegen und sogar eine Eselstute mit dem drei Monate alten Fohlen „August“. Treck-Chefin ist unverkennbar Katy Karrenbauer, die mit Reibeisenstimme und Temperament über die Freilichtbühne fegt. Zu einem neu arrangierten „Cotton-Eye-Joe“ legt sie zusammen mit Sam Hawkens (Jogi Kaiser), dem schöngeistigen Kantor Hampel (Patrick L. Schmitz in klassischer Heinz-Erhardt-Manier) und der jungen Lissy (Melanie Böhm) einen temperamentvollen Tanz samt Gesangseinlagen hin. Auch inmitten der Gefahr ist eben manchmal die Stimmung ausgelassen.

Ein Falke jagt durch das Freilichttheater, der Ölprinz spinnt seine Intrigen mit Bankier Duncan (Harald Wieczorek) und dessen Sekretär Mr. Baumgarten, Häuptling Mokaschi (Fabian Monasterios) und Ka Maku (Sascha Hödl) vom Stamme der Nijoras schmieden düstere Pläne und die Liebe von Lissy und Häuptlingssohn Shi-So (Jan Stapelfeldt) droht zu zerbrechen. Aber am Kalkberg ist man ja – meistens – Happy Ends gewohnt.

Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen richtete herzliche Grüße von Karl-May-Geschäftsführerin Ute Thienel aus, die an Corona erkrankt ist. Für den Rathaus-Chef war es der erste Auftritt im Sand der Arena. Er erinnerte daran, dass die Karl-May-Spiele in den beiden Corona-Jahren einen Verlust von 2,8 Millionen Euro erlitten haben. Das neue Abenteuer „Der Ölprinz“ hat Produktionskosten von 5,8 Millionen Euro. Es müssen 200.000 Karten verkauft werden, um die Kosten wieder einzuspielen. Toni Köppen: „Einen guten Teil dieses Weges haben wir dank unserer treuen Besucher schon zurückgelegt.“